Digitaler Katalog der Sammlung Ernst Gallinek online!


Dr. Ernst Gallinek wurde 1865 in Breslau geboren. Er zog 1935 nach Baden-Baden, wo er im Juli 1940 unverheiratet und kinderlos starb. Nach seinem Tod wurde staatlicherseits erwirkt, dass die Kunstsammlung des jüdischen und deshalb entrechteten Bürgers nicht in das Eigentum der testamentarisch bestimmten Erben überging. Ohne finanziellen Ausgleich für die Erben wurde sie 1941 in staatlichen Besitz genommen und zum Schutz vor Kriegseinwirkung in das Neue Schloss in Baden-Baden verbracht. Im November 1953 wurde die Sammlung dem Badischen Landesmuseum (BLM) zur treuhänderischen Verwaltung übergeben.

Das BLM identifizierte 2008 die Sammlung Gallinek als NS-Raubgut und stellte sie in die Datenbank LostArt ein. Ab 2010 meldeten sich mehrere Anspruchsteller. Nach einer gerichtlichen Klärung wurde die Sammlung 2020 an die Nachfahren Gallineks restituiert.
Die Sammlung Gallinek wurde 2021 mit Mitteln der Kulturstiftung der Länder und der Museumsstiftung Baden-Württemberg für das BLM erworben.

Der Bestand von 472 Objekten umfasst Porzellane vor allem des 18. Jh. aus über 20 europäischen Manufakturen, viele Stücke stammen aus Meißen. Hinzu kommen einige ostasiatische Porzellane, dreizehn Portraitminiaturen des frühen 19. Jh. sowie drei flämische Tapisserien des 17. Jh.

Die Sammlung Gallinek ist ein herausragender Beleg für das bürgerliche Sammeln in den 1920er und 1930er Jahren in Deutschland, denn sie ist möglicherweise die einzige erhaltene Sammlung eines wohlhabenden deutsch-jüdischen Bürgers jener Zeit. Darin begründet sich ihre kulturhistorische Bedeutung.

Die Zerstörung dieser Sammlerkultur in der Zeit des Nationalsozialismus sowie der direkte Bezug zur Geschichte des BLM werfen auch ein Schlaglicht auf die damalige Enteignungspraxis staatlicher Stellen und die aktive Beteiligung der Museen daran.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Museums:


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